Besuch von Nelly Hope Lukale aus Kenia

Nelly LukaleVom 10.–14. Mai 2012 war Nelly Hope Lukale, die beim World YWCA in Genf ein Studienjahr absolviert, bei uns in Stuttgart. Wir hatten Nelly Hope Lukale beim World Council 2007 in Nairobi kennen gelernt und es war ihr größter Wunsch, einmal nach Deutschland/Europa zu kommen. Im Juli 2011 konnte sie das World Council in Zürich nicht besuchen, weil die europäischen Konsulate jungen afrikanischen Frauen nicht gerne ein Visum erteilen. Durch ihr Stipendium in Genf hat Nelly Hope ein Schengen-Visum und konnte uns daher besuchen.

Nelly Hope hat einen College-Abschluss in sozial medizinischer Versorgung und psychologischer Beratung und war zuletzt die Jugendkoordinatorin beim YWCA of Kenia. Durch ihr Praktikum wird sie das notwendige Wissen über kirchliche und öffentliche Weltinstitutionen (wie Weltkirchenrat und die Abteilungen der UNO und UNICEF) erhalten und hoffentlich eine leitende Funktion im nationalen YWCA übernehmen.

Nelly Lukale

Visit to Esslingen and Köln – Study in Stuttgart

Der Besuch in Esslingen, Stuttgart und Köln war daher eine gute Kombination aus Sightseeing, Verwandtschaftsbesuch und Kenntnis über die Ziele, Aufgaben und Aktionen des German YWCA und seiner Gründungsmitglieder. Wir besuchten den Au Pair-Club und Nelly fand zu ihrer Überraschung ein Au Pair-Mädchen aus Kenia vor, die seit einem halben Jahr in Stuttgart ist. So konnte sie alle Informationen in bestem Swahili erhalten. Genau so erging es ihr bei den Sprachkursen für ausländische Frauen, als sie zwei junge Mütter aus Kenia traf, die eine sogar von ihrem Stamm der Luoba.

An Kooperation interessiert

Ein wichtiges Gespräch fand mit Doris Köhncke/FIZ statt, die ihr noch einmal die Zusammenhänge von Frauenhandel, Prostitution und Schwarzarbeit aufzeigte. Hier wurde deutlich, wie begrenzt die Möglichkeiten junger afrikanischer Frauen in Deutschland sind, die leicht Opfer von deutschen, als auch von afrikanischen Zuhältern werden. Nelly Hope war sehr beeindruckt und konnte ermessen, dass alle Angebote für afrikanische Frauen sorgfältig geprüft werden müssen. Sie wird ihre Erfahrungen nicht nur im World Office in Genf erzählen, sondern auch einen Bericht an den YWCA Nairobi geben, der zu weiterer Kooperation mit dem German YWCA auffordert.

Natürlich sollte Nelly einen Einblick in das Stuttgarter Leben bekommen. Sie war auf dem Stuttgarter Frühlingsfest und amüsierte sich über die Dirndl-Trägerinnen. Sie war im „Rotlicht-Viertel“ und sah die Internationalität der Prostituierten und auch die Hilfsangebote, die von Kirche und Stadt gemacht werden. Sie nahm teil an der Montagsdemonstration gegen Stuttgart 21 und mit Ursula Lüders unternahm sie ein „City-Shoping-Programm“. Untergebracht war sie bei Familie Braun in Esslingen und schätzte es sehr, dass sie zum ersten Mal zu Gast in einer Familie in Europa war.

Nelly Hope will selbst einen Bericht fertigen und uns zusenden. Sie hofft sehr, dass sie uns bei der Europäischen YWCA-Konferenz in Prag im November 2012 sehen wird.

Die Situation junger afrikanischer Frauen

Nelly Hope berichtete über die Situation junger afrikanischer Frauen und deren Zukunftsperspektiven, die sehr eingeschränkt sind. Am Beispiel ihrer jüngeren Schwester berichtete sie, dass junge Frauen, die nach Highschool-Ende ohne weitere berufliche Perspektiven verheiratet werden. Um dem zu entgehen, ist dann ein Au Pair-Aufenthalt für sie der beste Ausweg.

Angesprochen auf Genitalverstümmelung/FGM in Kenia berichtete sie, dass dies auch unter Christinnen verbreitet ist. Bei muslimischen Familien ist es beinahe die Regel. Hier erleben dies die Mädchen mit 11 / 12 Jahren, kurz bevor sie dann an ältere Männer verheiratet werden. Nelly Hope sieht hier auch einen Bedarf an Information und Bewusstseinsbildung und sandte uns bereits den Bericht/das Outing einer jungen Kenianerin, die sie selbst kennt:

Download: Report von Nelly als PDF-Datei

Der German YWCA hat an der Aufklärung afrikanischer Frauen über die Sinnlosigkeit von FGM ein großes Interesse, da in unseren Sprachkursen sehr viele Frauen sind, die diese Erfahrung gemacht haben und nun plötzlich aus traditionellem Bewusstsein ihre Töchter während eines Urlaubs in Afrika dies erleiden lassen. Körperverletzung in dieser Art ist aber in Deutschland zum Glück ein Straftatbestand.

Nelly Hope berichtete, dass eine der beiden Sprachkursfrauen ihr erzählte, dass sie an diesem FGM-Eingriff während ihrer Schwangerschaft beinahe gestorben wäre und ihre Mutter telefonisch in Afrika um Erlaubnis gefragt habe, die Wunde in Deutschland öffnen zu lassen, damit wenigstens das Kind am Leben bleibe. Wenn man Mutter und Sohn sieht, kann man diese Geschichte nicht glauben.